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EMT Blog
  • Presseartikel
  • 26. Mai 2025
  • Generaldirektion Übersetzung
  • Lesedauer: 7 Min

Vertraulich? Mitnichten! Warum speichert Ihr Übersetzungstool heimlich Ihre Daten?

Computer keyboard with a hand approaching it and the word cloud and the icon of a cloud
Freepik

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wohin Ihre Übersetzungen genau gehen, wenn Sie ein Übersetzungsprojekt in einem cloudbasierten Tool starten?

Sie tippen Text ein, drücken auf „save“, „send“ und „share“ und gleich darauf verschwindet Ihre Arbeit blitzschnell ins Netz! Aber abgesehen von Ihnen selbst, wer kann darauf zugreifen? Ist Ihre Arbeit sicher vor neugierigen Augen, Hackerattacken oder Datenlecks?

Cloud-Dienste sind ein unumgänglicher Helfer für Übersetzer – aber sie sind nicht unbedingt sicher. Jedes hochgeladene Element birgt Risiken wie Datenlecks, Ransomware, unbefugten Zugriff. Die Frage, die sich aufdrängt, lautet: welche genau? Und wie schützt man sich dagegen?

Dieser Artikel möchte Sie zum Nachdenken über Cloud-Dienste anregen. Er schlägt einige moderne Technologielösungen vor, erklärt, wie geschützt Daten wirklich sind und gibt grundlegende Hinweise, wie man Cloud-Daten gefahrlos verwalten und benutzen kann.

Probleme der Cloud-Nutzung für Übersetzer

Datensicherheit: Wer hat Zugang zu den Informationen und wie?

Der Hauptvorteil von Cloud-Diensten ist die automatische Speicherung von Dateien in der Cloud. Leider wirft die Nutzung dieser Dienste erhebliche Datenschutzbedenken auf, insbesondere im Hinblick auf maschinelle Übersetzungstools, da dies bedeutet, dass sich die Dateien in Rechenzentren in verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Rechtsordnungen befinden. Die digitale Welt ist heutzutage sehr komplex und deshalb wird der Schutz personenbezogener Daten immer schwieriger und die DSGVO, die allgemeine europäische Datenschutzverordnung, immer anspruchsvoller. Die französische Agentur für die Sicherheit von Informationssystemen (ANSSI) schätzt die Situation als sehr gefährlich ein. Die Wahrscheinlichkeit unerlaubten Zugriffs steigt ständig. Es ist schwer zu wissen, wo und wie Daten gespeichert oder übertragen werden, insbesondere wenn der betreffende Nutzer unerfahren ist im Umgang mit Werkzeugen, die die Interaktion zwischen Menschen und Technik erleichtern. Laut France Num, der französischen Regierungsinitiative zur Förderung von Klein- und Mittelbetrieben, gibt es Cloud-Service-Anbieter, die die rechtlichen Beschränkungen des Landes oder der Region, in dem/der die Daten generiert wurden, nicht einhalten. Dadurch stellen sie ein Sicherheitsrisiko für die Nutzer dar. Außerdem hat die britische Übersetzungsagentur The Translation People in einer Analyse aus dem Jahr 2022 angemerkt, dass viele kostenlose Übersetzungstools keine wichtigen Sicherheitsfeatures wie Verschlüsselung oder Schutz der Nutzerdaten bieten. Daher ist es wichtig, bei der Auswahl von Cloud-Diensten für Übersetzungen vorsichtig zu sein. Es ist am besten, Dienste zu nutzen, die den Cybersicherheitsstandards sowie den geltenden rechtlichen Anforderungen entsprechen.

Datenlecks: Der Verlust vertraulicher Informationen an unbefugte Dritte

Übersetzer befassen sich mit extrem sensiblen Informationen wie rechtlichen Verträgen, persönlichen Akten und Unternehmensdokumenten. Laut Lionbridge ist es unvermeidlich, dass Daten, die an unsicheren Orten gespeichert werden, durch diese Exposition einen unwiderruflichen Verlust erleiden. Ein solcher Verlust kann rechtliche und finanzielle Konsequenzen für Unternehmen nach sich ziehen. Desgleichen weist LanguageWire darauf hin, dass Cyberangriffe auf maschinelle Übersetzungsdienste zunehmen, weil Hacker versuchen, vertrauliche Daten auszuspähen. Deshalb ist der Einsatz sicherer, vorschriftskonformer Übersetzungslösungen entscheidend, um die Bedrohung durch Datenlecks zu verringern und die Vertraulichkeit der Informationen zu respektieren.

Ransomware-Angriffe: Wenn Ihre Dateien als Geiseln genommen werden 

Cyberkriminelle nehmen zunehmend Unternehmen und Freiberufler ins Visier, um Schadsoftware zu installieren, die sensible Dateien verschlüsselt. Lionbridge zufolge können die Folgen dramatisch sein, wenn diese Dateien auf unsicheren Cloud-Servern gespeichert sind und Hackern dadurch die Gelegenheit bieten, Lösegeldforderungen zur Freigabe der Daten zu stellen.

Unbefugter Zugriff: Wenn Fremde in Ihre Cloud eindringen

Ein weiteres großes Risiko ist laut LanguageWire der unautorisierte Zugriff auf Cloud Accounts. Die eigentliche Gefahr besteht darin, dass mit jedem tieferen Eindringen eines böswilligen Nutzers in sensible Bereiche die Wahrscheinlichkeit von Dokumentenmanipulation, Diebstahl oder Datenvernichtung zunimmt. Solche Angriffe können ernsthafte Störungen verursachen und sowohl die Datensicherheit als auch den reibungslosen Geschäftsbetrieb gefährden. Daher sind zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen wie die Verschlüsselung von Daten und die Nutzung sicherer Cloud-Plattformen notwendig, um sensible Informationen vor diesen wachsenden Bedrohungen zu schützen.

Was muss besonders geschützt werden?

Nachdem wir nun die größten Risiken der Cloud-Nutzung für Übersetzer analysiert haben, stellt sich die entscheidende Frage: Welche Elemente erfordern besonderen Schutz? Nicht alle Daten sind gleich empfindlich, aber für einige Informationen, Kunden und insbesondere Unternehmen der internationalen Wirtschaft, die eine Übersetzung benötigen, ist die Vertraulichkeitsstufe sehr hoch. Unzureichender Schutz dieser Informationen kann bei einer Datenübertragung zu finanziellen oder rechtlichen Konsequenzen führen. Deshalb ist es notwendig, genau zu prüfen, welche Werkzeuge und Dokumente durch besondere Sicherheitsvorkehrungen geschützt werden müssen.

Übersetzungstools und Projektmanagement-Software: Praktisch, aber auch sicher?

Cloudbasierte CAT-Tools wie Memsource, Smartcat oder Trados Studio Cloud erleichtern das Hochladen zentralisierter Übersetzungsspeicher, Glossare und Terminologie-Datenbanken. Diese Werkzeuge neigen jedoch dazu, sensible Kundeninformationen zu speichern, die aufgrund unzureichender Sicherheitsmaßnahmen gefährdet sind. Das ist der Grund, warum Plattformen, die eine strikte Datenaufbewahrungsrichtlinie haben, für bestimmte Übersetzungsaufträge nicht genutzt werden sollten.

Es gibt auch Risiken im Zusammenhang mit Projektmanagement-Software wie Asana, Trello oder sogar beim Zugang zu spezialisierten Plattformen wie ProZ.com und TranslatorsCafe. Da diese Programme das Teilen von sensiblen Dokumenten und Kundendaten ermöglichen, müssen die Zugriffsrechte und Anforderungen an die Verschlüsselung klar definiert und umgesetzt werden.

Sensible Dokumente: Was ist am stärksten gefährdet?

Rechtsverträge, Geschäftsberichte oder auch medizinische Akten enthalten oft sehr sensible Informationen. Diese Informationen sind sehr anfällig für Datenlecks und Missbrauch, weshalb sie nur über extrem sichere Kanäle gespeichert und geteilt werden sollten. Zum Beispiel müssen medizinische Übersetzungen, die Patientendaten beinhalten, durch Richtlinien wie die DSGVO in Europa und HIPAA in den USA geschützt werden.

Darüber hinaus stellen persönliche Informationen wie Adressen, Bankdaten oder sogar die vertraulichen Geschäftspläne einer Organisation eine ernsthafte Bedrohung für die Sicherheit dar. Es ist leicht, diesem Missbrauch entgegenzuwirken, wenn geeignete Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden, wie z. B. die Verhinderung einer unberechtigten Speicherung oder Weitergabe von Daten.

Daten und Kundeninformationen: Der unsichtbare Schatz der Übersetzer

Übersetzer bekommen oft jede Menge vertraulicher Informationen von ihren Kunden – von interner Unternehmenskommunikation bis hin zu strategischen Geschäftsplänen. Deshalb ist es extrem wichtig, gute Sicherheitsvorkehrungen zu haben, wie zum Beispiel Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und sichere Zugangskontrollen für cloudbasiertes Teilen und Verwalten von Dateien.

Wie kann man Cloud-Tools und Dokumente absichern?

Worauf ist bei der Wahl eines Anbieters zu achten?

Wenn Sie sich für einen Cloud-Dienstanbieter entscheiden, muss die Sicherheit der gespeicherten Daten ein wichtiges Auswahlkriterium sein. Besondere Aufmerksamkeit sollte insbesondere drei Gesichtspunkten geschenkt werden: Sichere Aufbewahrung der Daten sowie der Standort, die Zugriffsrechte und die zugrundeliegende Datenverschlüsselung. Dienstleister wie Sync.com oder Tresorit gewähren nicht nur während der Datenübertragung, sondern auch im Ruhezustand der Daten durch Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, höchste Sicherheitsniveaus für die Datenintegrität. Auch die Zwei-Faktor-Authentifizierung (2SV) ist ein wichtiges Sicherheitsmerkmal, insbesondere durch die Möglichkeit, unbefugten Zugriff zu verhindern, wenn die Passwörter bedroht sind. In dieser Hinsicht unternimmt Smartcat bereits entscheidende Schritte in Richtung dieser zusätzlichen Schutzmaßnahmen. Schließlich sollte großer Wert darauf gelegt werden, wo die Daten gespeichert werden. Cloud-Server sollten sich in Regionen befinden, die die relevanten Datenschutzgesetze einhalten. Es ist wichtig, dass solche Dienstanbieter für europäische Unternehmen die Regeln der DSGVO beachten.

Cybersicherheitsbewusstsein schärfen: Die wichtigsten Schritte für Übersetzer

Als Freelancer oder Angestellter in einem Unternehmen ist es entscheidend, die Risiken der Nutzung von Cloud-Services zu verstehen. Die Teilnahme an Vorträgen über Passwortsicherheit, Phishing-Betrügereien und die Nutzung von virtuellen privaten Netzwerken (VPNs) ist von großer Bedeutung. Freiberufliche Übersetzer und Unternehmen müssen eine Geheimhaltungsvereinbarung (NDA) implementieren, um sich rechtlich vor Datenlecks zu schützen. Für sichere Projekte gilt die Regel, sensible Informationen nicht über unsichere Kanäle zu teilen.

Verwenden Sie die richtigen Werkzeuge

Übersetzer sollten hochsichere Werkzeuge nutzen. MateCat, Smartcat und Memsource verwenden Verschlüsselung und speichern Daten gemäß den DSGVO-Vorgaben. DeepL Pro hingegen speichert keine Benutzerdaten und ist daher ebenfalls konform.

Neben Übersetzungstools lohnt sich der Einsatz von sicheren Speicherdiensten wie Tresorit oder Sync.com, die speziell für den Schutz sensibler Daten entwickelt wurden. Durch eine Kombination aus sicheren Cloud-Diensten und strikten Sicherheitspraktiken können Übersetzer ihre Daten bestmöglich schützen.

Fazit

Die Cloud kann eine große Erleichterung für Übersetzer sein – aber nur, wenn sie bewusst und verantwortungsvoll genutzt wird. Mit den richtigen Schutzmaßnahmen lassen sich die Risiken minimieren, sodass Datenlecks, Cyberangriffe und unbefugter Zugriff keine Bedrohung darstellen. Sicherheit sollte immer oberste Priorität haben – denn Vertraulichkeit ist in der Übersetzungsbranche unverzichtbar.

Einzelheiten

Datum der Veröffentlichung
26. Mai 2025
Autor
Generaldirektion Übersetzung
Sprache
  • Deutsch
  • Englisch
  • Französisch
EMT-Kategorie
  • Übersetzungstechnologie